Im gestreckten Galopp

Die Fusionsprüfung von Burg und Menziken hat zügig Fahrt aufgenommen

Nach zwei Workshops sind die rund 50 Mitwirkenden spürbar vertraut mit den Themen und der Arbeitsweise der Fusionsprüfung von Burg und Menziken. Im Sprintmodus ist die Arbeitsgruppe 8 unterwegs, die sich auch mit Name und Wappen einer allfällig neuen Gemeinde befasst.

Der Burger Vizeammann Hans-Peter Steiner (oben rechts) leitet bei der Fusionsprüfung die Arbeitsgruppe 8 «Name, Wappen, Ortsteile, Postadresse, Vereine und Kultur»: «Es ist genial, dass wir ein so effizientes Team sind. Auch haben alle Mitglieder meines Erachtens ein gutes ‚Gspüri‘ für die Befindlichkeit der Bevölkerung.» 

Roy Weber ist eines der vier Mitglieder der Arbeitsgruppe (AG) 8 und nahm mit durchaus zwiespältigen Gefühlen Einsitz im Quartett, das sich im Rahmen der Fusionsprüfung von Burg und Menziken mit den Themen «Name, Wappen, Ortsteile, Postadresse, Vereine und Kultur» beschäftigt. Eher hätte sich der stellvertretende Werkmeister und Sicherheitsbeauftragte von Menziken in der Arbeitsgruppe «Technische Betriebe, Werkhof, Sicherheit» gesehen. Doch mittlerweile würde er nicht mehr wechseln wollen: «Was wir hier machen, geht in die Geschichte ein. Ich finde diese Arbeit sehr interessant.» Seine Arbeitsgruppen-Kollegin Madlen Baumgartner, aufgewachsen in Menziken, mittlerweile mit einem Burger verheiratet und auf der Burg wohnhaft, pflichtet ihm bei: «Es ist mega spannend und wir ergänzen uns gut im Team.» 

Bevölkerungsumfrage Anfang Juli
«Kopf, Portemonnaie und Herz entscheiden letztlich über eine allfällige Fusion», betont Projektberater Jean-Claude Kleiner im Informationsvideo zur Fusionsprüfung, das nach wie vor auf der Projektwebsite www.57365737.ch einsehbar ist. Name und Wappen sind typische «Herz-Themen». Darum referiert Rolf Kälin ebenfalls im Auftaktvideo. Der Profi-Heraldiker: «Gemäss kantonaler Gesetzgebung muss jede Aargauer Gemeinde Wappen und Siegel führen. Jedoch können nach einer Gemeindefusion die beteiligten Ortsteile ihre bisherigen Namen und Wappen behalten.» Sagen also nächstes Jahr die Stimmberechtigten von Burg und Menziken an den Gemeindeversammlungen und an der Urne «Ja» zu einer neuen Gemeinde, behalten sowohl Burg als auch Menziken als Ortsteile ihre Namen. Auch die Postleitzahlen, Adressen und Hausnummern bleiben gleich. Darüber hinaus muss über den Namen der neuen Gemeinde entschieden werden. Und da gibt es mehr Optionen, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Instruiert von Heraldiker Rolf Kälin erarbeitet die AG 8 aktuell Namens- und Wappenvorschläge. Diese werden Anfang Juli mittels einer Umfrage im «Dorfheftli» beziehungsweise einer Online-Befragung auf www.57365737.ch der Bevölkerung vorgelegt. Die Rückmeldungen sind Stimmungsbarometer und werden in die Verfeinerung der Arbeit einfliessen, so dass mit dem Fusionsvertrag über den definitiven Namen und das entsprechende Wappen abgestimmt werden kann. Toni Bättig, ehemaliger Menziker Gemeinderat und Mitglied der AG 8: «Ich habe viel gelernt über Heraldik und finde, dass die Zusammensetzung unseres Team bisher zu sehr guten Diskussionen über die Namens- und Wappenvorschläge geführt hat. Die Bevölkerung bekommt auf jeden Fall eine zeitgemässe Auswahl.»

Vor jedem Workshop gibt es ein Briefing durch den externen Projektberater Jean-Claude Kleiner: «Es geht jetzt nicht darum, im Werkhof die Schrauben zu zählen. Vielmehr sollen die Chancen und Risiken eines allfälligen Zusammengehens von Burg und Menziken aufgezeigt werden.»

Bitte keine Schrauben zählen
Die Zusammenschlussabklärungen von Burg und Menziken folgen einem ambitionierten Zeitplan. «Wir sind im gestreckten Galopp unterwegs», formuliert es der in Fusionsfragen erfahrene Projektberater Jean-Claude Kleiner. Sämtliche Workshops gehen bis Spätsommer 2021 über die Bühne. Danach verfassen der Projektberater und die Gemeinderäte von Burg und Menziken den Schlussbericht, damit Ende Oktober die Bevölkerung über die Erkenntnisse der Zusammenschlussabklärungen informiert werden kann. Schliesslich wird der Fusionsvertrag ausgearbeitet und bereinigt, damit im Februar 2022 im Rahmen der Gemeindeversammlungen und im Mai an der Urne über ein allfälliges Zusammengehen von Burg und Menziken entschieden werden kann. Stimmt über allem der Grosse Rat der Fusion im Sommer 2022 zu, könnte die neue Gemeinde im Januar 2023 an den Start gehen. «Ganz wichtig ist die Flughöhe, auf der wir uns bewegen», erklärt Jean-Claude Kleiner. «Es geht jetzt nicht darum, im Werkhof die Schrauben zu zählen. Vielmehr sollen die Chancen und Risiken eines allfälligen Zusammengehens von Burg und Menziken sauber ausgelotet und aufgezeigt werden.»

Ortsbürgergemeinden überführen?
Die acht an der Fusionsprüfung beteiligten Arbeitsgruppen treffen sich jeweils im Primarschulhaus Menziken. Nach einer kurzen Einführung für die Arbeitsgruppen-Leitungen verteilen sich alle Teilnehmenden auf verschiedene Schulzimmer. Die Stippvisiten bei den einzelnen Team zeigten bis jetzt, dass engagiert und konstruktiv gearbeitet wird. Auch ist offensichtlich, dass die beiden Gemeinden seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit in politischen wie verwaltungstechnischen Bereichen pflegen. Trotzdem kommt es da und dort zu «Aha-Erlebnissen». So etwa in der Arbeitsgruppe «Forst, Landwirtschaft, Ortsbürgergemeinden»: «Wie verhält es sich künftig mit dem Pachtland von Burg und Menziken?», «Wie mit den Ortsbürgergemeinden?». Um stets fundierte Antworten zu erhalten, hat die Gemeindeabteilung des Kantons Aargau Jürg Feigenwinter als Vertretung in die Fusionsprüfung delegiert. Wo immer möglich, gibt er direkt Antwort oder klärt ab und meldet sich mit den gewünschten Informationen wieder bei den Arbeitsgruppen. So gab er grünes Licht zur gewünschten Beibehaltung der Pachtlandsituation: «Bestehende Verträge sind grundsätzlich von der Vertragsnachfolgerin, also der neuen Gemeinde, einzuhalten.» Und erklärte zu den Ortsbürgergemeinden: «Im Kanton Aargau haben die involvierten Ortsbürgergemeinden bei einem Gemeindezusammenschluss zwei Optionen: Sie können sich zu einer neuen Ortsbürgergemeinde vereinen oder in die neue Einwohnergemeinde überführt werden.» Zumal sowohl die Menziker als auch die Burger Ortsbürger kaum mehr Aktivitäten ausüben und unter Mitgliederschwund leiden, stellt sich bei allen verständlichen Emotionen die Frage, ob eine Überführung der beiden Ortsbürgergemeinden in die neue Einwohnergemeinde nicht sinnvoll wäre.

Wertvolle Schlussrunde
Bei Fusionsprüfungen, die von Jean-Claude Kleiner begleitet werden, ist die Förderung des «Wir-Gefühls» im Projektverlauf wesentlich. Auf ein Plenum mit allen Beteiligten zum Abschluss der jeweiligen Workshops musste coronabedingt bis jetzt verzichtet werden. Im kleinen Rahmen der Arbeitsgruppen-Leitungen wurde dennoch jedes Mal Bilanz gezogen. Der Grundtenor klang dabei stets zuversichtlich. «Die positiven Aspekte überwiegen», so das Fazit von Menzikens Gemeindeschreiber Michael Schätti (im Bild) aus der AG «Behörden, Verwaltung, Infrastruktur».

Menzikens Gemeinderat Andreas Mäder zur «Entwicklung der neuen Gemeinde»: «Gemeinsam können wir diese Region als attraktiven Standort fördern, die Randregion aufwerten.» Susanne Schneider, Burger Gemeinderätin, von der AG «Schulwesen»: «Pluspunkte bei einem Zusammengehen wären etwa die pädagogische Entwicklung oder die Weiterbildungsmöglichkeiten für die Burger Lehrerschaft.» Hanspeter Boller, Gemeinderat auf der Burg, von der AG «Technische Betriebe, Werkhof, Sicherheit»: «Burg und Menziken sind relativ ähnlich aufgestellt. Ein anspruchsvolles Thema wird aber zum Beispiel die Tarif-Harmonisierung bilden.» Einen grossen Brocken Arbeit hat die AG «Analyse und Planung der Finanzen, Liegenschaften» vor sich, sobald der Finanzbericht vorliegt, der auf den jüngsten Abschlüssen von Burg und Menziken basiert. 

Geschrieben am 1. Juni 2021. Eingetragen unter Allgemein.
 

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